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Es ist nicht unsere Aufgabe

Es ist nicht unsere Aufgabe

120cm x 130cm

Wir haben langsam einander erkannt

Wir haben langsam einander erkannt

60cm x 160cm

Papierarbeit IV  50cm x 70cm

Papierarbeit IV 50cm x 70cm

Papierarbeit I     50cm x 70cm

Papierarbeit I 50cm x 70cm

Du musst das Leben nicht verstehen I

Du musst das Leben nicht verstehen I

Papier | Acryl auf Leinwand | 60cm x 160cm

Du musst das Leben nicht verstehen

Du musst das Leben nicht verstehen

Papier | Acryl auf Leinwand | 60cm x 160cm

Das Stumme spricht | 100cm x  200cm

Das Stumme spricht | 100cm x 200cm

Es liegt darin ein wenig Klang

Es liegt darin ein wenig Klang

80cm x 140cm

Des Seins Geheimnis

Des Seins Geheimnis

60cm x 70cm

Bis wohin reicht mein Leben

Bis wohin reicht mein Leben

140cm x 140cm

Das innere der Welt

Das innere der Welt

40cm x 140cm

Das ist die Sehnsucht

Das ist die Sehnsucht

60cm x 70cm

Earthsong

Earthsong

120cm x 120cm

Keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt

Keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt

80cm x 140cm

Papierarbeit 68cm x 87cm

Papierarbeit 68cm x 87cm

Gedanken 40cm x 180cm

Gedanken 40cm x 180cm

Gedanken I 40cm x 180cm

Gedanken I 40cm x 180cm

Tieftiefes Leben

Tieftiefes Leben

60cm x 160cm

Immer ist es Welt

„Nichts Menschliches soll mir fremd sein“ (Georg Forster)

 

Eine künstlerische Begegnung von Andrea Klosowski und Karin Kröger

 

Ursprung und Antrieb alles Seins sind Bewegung und Veränderung. So ist das Reisen, als eine Form von Bewegung, ein wesentlicher Teil des menschlichen Daseins – gerade im Zeitalter der Moderne und der globalisierten Gegenwart. Die Reise offenbart den Charakter des Menschlichen, denn auf der Reise – in der Begegnung mit dem Fremden – findet der Mensch zu sich selbst: Man muss unter die Menschen gehen, um Fremde unter Fremden zu treffen. (Ernst Bloch)

Ausstellung und Katalog dokumentieren einen Dialog zwischen zwei Künstlerinnen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise dieser Begegnung mit dem Fremden ausgesetzt und hierüber ganz neue Erkenntnisse über sich und die Welt gewonnen haben. Dabei handelt es sich um ein eher zufälliges, in keinem Fall konzeptionell geplantes Zusammenkommen der beiden künstlerischen Gattungen Malerei und Fotografie. Thematisch scheint es auf den ersten Blick keinerlei Berührungspunkte zu geben. Ausgangspunkt ist das gemeinsame Studium beim Bochumer IBKK in der Meisterklasse des chinesischen Malers Qi Yang. Hier formt sich eine die beiden Künstlerinnen verbindende Sensibilität im Umgang mit Farben, Formen und Fakturen. Die Herangehensweise an künstlerisches Schaffen ist bestimmt durch den feinfühligen Umgang mit Materialien, deren Bearbeitung – im Wechselspiel von Zufall und Steuerung – Prozesse des Wandels, der Metamorphose, der Erneuerung in Gang setzt und schließlich auch eine Ebene der Transzendenz berührt.

 

Karin Kröger zeigt in der Ausstellung Fotografien, die auf Reisen nach Himalaya und Peru entstanden sind. Sie dokumentiert die Begegnung mit Menschen, die Erkundung von Landschaften und Städten. Andrea Koslowski zeigt Malereicollagen, die Farb-Form-Gefüge in Bildordnungen überführen. Losgelöst von jedem Realitätsbezug werden Empfindungen von Nähe und Ferne heraufbeschworen. In beiden Fällen wird das Terrain des Bekannten und Vertrauten verlassen, um sich in Bereiche des noch nicht Gewussten, der Überraschung, des Spontanen vorzutasten.

 

Der Himalaya ist der gewaltigste Gebirgszug der Erde, Lebensraum für eine Vielzahl von unterschiedlichen Kulturen. Auf unterschiedlichen Ebenen stößt der Reisende hier auf Grenzen – zwischen Kulturen, Lebensräumen und Klimazonen –, die zu überwinden er als Herausforderung erfährt. Die immens hohen Gipfel und fruchtbaren Hochplateaus gelten im Volksmund auch als „Dach der Welt“. Die Hindus, die im Norden und Süden der gigantischen Bergkuppen leben, sehen im Himalaya die Heimat der Götter. Die Höhen der Berge verbinden den spirituellen mit dem irdischen Raum – Himmel und Erde.

Fotografie entspringt dem Bedürfnis, die Fülle der Erlebnisse und Eindrücke festzuhalten. Emotionale Erfahrungen, vielfältige sinnliche Eindrücke sollen in fotografische Motive überführt werden. Durch den Bildausschnitt wird ein besonderer Augenblick fokussiert, ein eindringlicher Moment, der – solchermaßen gebannt – dem Fluss der Zeit entzogen wird. Karin Kröger wählt solche Momente aus, in denen sich ein besonderer Augenblick verdichtet: ein Moment versunkener Lektüre, ein Porträt, eine stilllebenhafte Anhäufung von Dingen, ein Stück Mauerwerk, in dem die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat, eine Windverwehung. Bilder des Alltags lassen Vergangenes und Zukünftiges in besonderer Weise anschaulich werden.

In einer Werkgruppe zeigt Karin Kröger eine Straßenbausituation im Hochgebirge. Geschäftig wimmelnde Arbeiter und aufwirbelnder Staub lassen die trockene Hitze spürbar werden. Bagger und Planierfahrzeuge dokumentieren die Mühsamkeit, sich durch die Kargheit der Hochgebirgslandschaft einen Weg zu bahnen, sich die schroffen Felsen zu erschließen. Dem Ewigkeitsbild der erhabenen Berglandschaft steht die Müßigkeit menschlicher Verrrichtungen kontrastierend entgegen.

In ihren Fotografien verdichtet Karin Kröger ihre persönlichen Reiseerfahrungen zu einer symbolischen Ausdrucksform. Ihre Empfindungen und Gedanken finden eine Schnittmenge mit historischen und kulturellen Begebenheiten der von ihr bereisten Länder.

 

Andrea Klosowski zeigt Acrylbilder auf Leinwand, denen Ausrisse von Japanpapier eincollagiert sind. Durch das Bindemittel vereinigt sich das Papier weitestgehend mit dem Bildgrund, scheint geradezu in die Bildoberfläche eingeschmolzen zu sein. Sowohl die Farbflächen als auch die Papiere sind transparent, so dass tiefer liegende Bildebenen sichtbar bleiben. Im Wechselspiel mit farbigen Flächen lassen die ausgerissenen Papierstücke geometrische Farbkompartimente entstehen. Farbflächen und Papiersegmente fügen sich allmählich zu einem extrem verdichteten Farb-Form-Geflecht, das in seiner räumlichen Vieldimensionalität dem synthetischen Kubismus nahe kommt. Durch Überlagerung und Verschränkung von Farbe und Papier, unterschiedlicher Farb- und Helligkeitszonen entstehen Tiefenwirkungen, Momente von Ruhe und Bewegung. Das Malen hat einen performativen Charakter, gestaltet sich als Handlungsvollzug, der sich in der Anschauung des Betrachters reaktualisiert. Der Bildraum gestaltet sich zum energetisch aufgeladenen Feld, in dem Flächen sich ineinander verzahnen, aufeinander reagieren, sich anziehen und wieder abstoßen, um permanent neu ein Gleichgewicht zu formulieren. Das Bild wird dynamisch organisiert und gegliedert, öffnet sich – jenseits zentralperspektivischer Verfahren – auf räumliche Vorstellungen. Die Wechselwirkung der Farben und Formen eröffnet auch ästhetische Bezüge zu Natur und Landschaft, wobei der Bezugsrahmen grundsätzlich offen bleibt. Formen, Gestaltungen werden angerissen, um jedoch im Zustand des Amorphen, Ephemeren zu verbleiben. Perspektivisch lässt sich dieser Prozess keinem Endpunkt zuführen. Die Künstlerin wirft Fragen auf bezüglich der Grenzen und Übergänge von Wahrnehmung und Vorstellung.

 

Verbindendes Thema von Karin Kröger und Andrea Klosowski ist das Bemühen, Gegensätze und Spannungen zunächst darzustellen, dann aber auch harmonisch auszugleichen. Sowohl in der Reise als auch in der Auseinandersetzung mit Farben und Formen werden Grenzen erfahrbar. Es geht um die Darstellung des Fremden und des Eigenen, die in ihrer scheinbaren Ausschließlichkeit immer wieder zusammen zu führen sind. Die Fotografin sucht im Fremden das ihr nahe stehende, findet im Porträt einen Spiegel eigener Erfahrungen, um damit einen Zugang zu ihrem Gegenüber zu schaffen. In der Fotografie wie auch in der Malerei geht es um Fragen der Bildorganisation, um Öffnen und Verschließen von Räumen, um Erfahrungen von Nähe und Ferne. Es geht darum, sich ein Bild von etwas zu machen, sich per Imagination in eine Realität empathisch einzuleben, sich dadurch neue Erfahrungen, Bildungsräume, Perspektiven anzueignen.

Auf dieser Ebene berühren sich die Fotografien und Malereicollagen. Im Sinne einer wechselseitigen Ergänzung und Erweiterung sind diese in der Ausstellung nebeneinander gestellt, um ein vergleichendes Sehen zu befördern. Während die Fotografien sich durch diese Konfrontation von ihren zeit-räumlichen Bezügen löst, erfahren die Malereicollagen eine Konkretisierung im Sinne einer möglichen, intuitiv erdachten Bilderzählung. Das Allgemeine findet sich im Besonderen wieder und umgekehrt. Das „vergleichende Sehen“ zweier Bilder mit Hilfe von Doppelprojektionen ist bis in die Gegenwart ein geläufiges Erkenntnisinstrument der modernen Kunstgeschichte. Korrespondenzen und Unterschiede von Werken aufzeigen zu können, gehört zu den Grundvoraussetzungen des Umgangs mit Kunst und ihrer Wissenschaft. Das vergleichende Sehen erleichtert Aussagen über Form und Inhalt eines Werkes. Das Begreifen des Gesehenen führt dazu, das eigene Sehen und Denken zu reflektieren und hierüber auch die Herangehensweise zu analysieren, mit der man der Wirklichkeit, fremd und doch vertraut, den Mitmenschen und dem Alltag gegenüber tritt.

 

Dr.Christoph Kivelitz

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